Wege der Ganzwerdung

Tanz dich frei!

Tanz ist Teil meines Lebens. Hier mein persönlicher Hintergrund, Beobachtungen, Dimensionen des Tanzes und Erfahrungen auf der Suche nach Tanz-Biotopen. Und natürlich Videos zu einigen ausgewählten Lieblingstanzliedern 😉

Mein Tanz durch die Zeit

Keine Ahnung, wie es als Kind war. Richtig los ging es bewusst mit 15/16 Jahren. Irgendwelche Jungs in meiner Klasse redeten von einem Tanzkurs und irgendwas zog mich dorthin. Abgesehen davon, dass ich dort meinen bis heute besten Freund kennen lernte, war die Hauptattraktion klar: Mädels! Da ich sehr schüchtern war – bin ich ja heute noch 😉 – und nie wusste, was ich zu diesen unbekannten Wesen sagen sollte, war Paartanz angenehm unkompliziert. Auf den Grundkurs folgten Fortgeschrittenenkurse, Aushilfe in Anfängerkursen aufgrund „Herrenmangels“. Da ich schnell ein ganz ordentlicher Tänzer war – als Musiker habe ich einfach ein gutes Rhythmusgefühl -, forderten mich bei der Damenwahl wunderschöne Mädels auf, die ich nie gewagt hätte, von mir aus anzusprechen. Und natürlich verknallte ich mich dort so manches Mal…

Dann lud mich mein Kumpel Fred mit seiner Gang in die Disco ein, gleich ins berüchtigte „Sound“. Kulturschock. Ooops, die tanzten ja alleine. Feste Schrittfolgen waren nicht erkennbar, ich war nach ca. zwei Jahren Paartanz völlig orientierungslos. Fred war bekennender Reggae- und Ska-Fan, zeigte mir ein paar grundlegende Bewegungen und als aus den Boxen das berühmte: „Hey you…..“ dröhnte, war es soweit.

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Am Wochenende zappeln gehen, wurde immer mehr zur festen Einrichtung. Mein Tanzstil wurde freier und expressiver, ab und an durfte ich sogar mal als DJ ran. Was wir damals vor allem brauchten: Platz. Und wenn sich dann auf der Tanzfläche Begegnungen ergaben, getanzte Dialoge, war es das Größte.

Anfang bis Mitte der 90er folgten Tanz-Workshops an der Hochschule. Tanzimprovisation wurde – neben der Musikimprovisation – nun richtig angegangen bis hin zur Tanztherapie. Ausdruckstanz, Kontaktimprovisation, wilde Studentenparties in den verrufenen sozialen Fachbereichen. Diese sehr freie Art des Tanzes liebe ich bis heute. Und in den letzten Jahren folgten Salsa-Kurse sowie Auffrischungen im Paartanz.

Was Tanz für mich bedeutet

In all dem hat Tanzen für mich viele Bedeutungen:

  • Lebensfreude
  • Selbstausdruck und Selbsterfahrung
  • Sinnlichkeit
  • Ausgleich
  • Gesundheitsprävention
  • Sport
  • Nonverbale Kommunikation
  • Kontakt zu anderen Menschen, vor allem dem anderen Geschlecht
  • gesellschaftliche Dimension

Ein Leben ohne Tanz? Für mich kaum vorstellbar. Wenn ich längere Zeit nicht richtig tanzen kann, fehlt mir etwas. Und nach einer durchtanzten Nacht geht es mir richtig gut.

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Seltsame Tanzbeobachtungen

Der Grund, mich heute mit dem Tanz zu befassen, liegt darin, dass ich dieser Tage wieder auf einer Party war mit Leuten, die im Durchschnitt viel jünger sind als ich. Und ich beobachtete zum wiederholten Mal, das dort ganz anders „getanzt“ wird. Oder vielmehr: Nicht getanzt. Okay, es gab in der Disco schon immer Leute, die gern und geil tanzten, Leute, die tanzten, aber nicht sonderlich viel Rhythmusgefühl hatten, und diejenigen, die am Rand standen und nur guckten. Wenn ich in den letzten Jahren mal in einem Club war oder wie jetzt auf einer Mega-Party, scheint die Tanzfläche vor allem einem Zweck zu dienen: Rumzustehen. Wenn einer das Smartphone hebt, um Fotos oder Videos zu machen, haben alle auf einen Schlag Mega-Spaß, um direkt anschließend wieder in gelangweilte Coolness und Gespräche zu verfallen. Die Mädels bewegen sich zuweilen ein wenig, die Jungs haben ihre Drinks in der Hand und schütten sich zu, bis sie irgendwann in den frühen Morgenstunden locker genug sind, ein wenig hin und her zu schwingen oder zu pogen. Wenn diese Generation so Sex hat, wie sie tanzt, tut sie mir echt leid 🙂

Auf einer dieser Parties vor zwei Jahren war die Tanzfläche zu Beginn völlig leer, ein richtig geiler Song kam und ich ging hin und tanzte. Nicht volle Kanne, aber halt so, wie ich tanze. Den „Kiddies“ stand das Entsetzen förmlich im Gesicht 😉 Im Anschluss durfte ich mir dann einige Sprüche anhören…

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Tanz-Biotope

Ja, die üblichen Clubs sind in der Regel für Tänzer wie mich völlig ungeeignet. Und jenseits von Großstädten wie Berlin scheint es auch wenig kommerzielle Angebote für diese Zielgruppe der expressiven Ü40er zu geben. Aber es gibt einen Bedarf. Aktuell wird er nach meinen (sicher nicht repräsentativen) Beobachtungen wie folgt gestillt:

  • Fitnessbereich – hier ist Zumba als latinogeprägter Aerobicnachfolger gerade sehr beliebt. So manch gute Freundin tobt sich dort aus.
  • Alternative Festivals und OpenAirs mit tanzbarer Livemusik
  • spezialisierte Discotheken oder Veranstaltungen – vor allem Osho-Discos wie „Zorba the Buddha“ gelten seit Ewigkeiten als perfekte Anlaufstellen.
  • Schulungen, Kurse und Workshops mit Methoden wie Dansevita oder Biodanza mit tanz- und bewegungstherapeutischem Ansatz.
  • Angebote im Programm von Konferenzen, Fortbildungen oder Festen im Kontext von Alternativmedizin/Esoterik etc. Ein Tanzraum für mich sind hier beispielsweise immer die Abendveranstaltungen bei großen Reiki-Treffen wie dem Reiki-Festival oder der Reiki-Convention.
  • Discos und Selbsterfahrungsangebote bei Treffen wo es eher um Partnerfindung oder Erleben von Sinnlichkeit geht. Bekannt sind hier Angebote wie Lotuscafe oder Freiraumparties.
  • Discos in spirituellen und alternativen Lebensgemeinschaften.
  • Private, nicht kommerzielle Angebote wie Barfußdiscos, die in Städten aufgrund privater Initiativen entstehen.
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Wenn man vom ersten Punkt einmal absieht, sind alle mir bekannten Angebote stets in einem Kontext alternativer Lebensgestaltung zu finden und die Menschen dort in der Regel zwischen 35 und 60 Jahren alt. Von OpenAirs abgesehen herrscht in der Regel Rauchfreiheit und oft ist auch Alkohol verpönt – Spaß kann man auch mit körpereigenen Drogen haben 🙂 Hier mal die typischen Charakteristika:

  • Alternativer oder therapeutischer Kontext
  • Rauchfrei, oft auch alkoholfrei
  • Zielgruppe 35 bis 60 Jahre alt
  • Bequeme Klamotten für Bewegungsfreiheit, oftmals barfuß, manchmal auch textilarm bis -frei
  • Wenig typische Charthits, Schwerpunkte auf klassischer Discomukke, Weltmusik, speziell komponierter Musik, elektronischer Musik aus Ambient/Trance/Techno/Goa, oft in wildem Stilmix.
  • Toleranz
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Tanz, tanz, tanz

Ich hoffe für die Zukunft, dass sich immer mehr alternative, freie Räume zum Tanzen im regionalen Umfeld finden. Dieses Jahr steht mein 50ter an, den ich ursprünglich groß feiern wollte. Doch aktuell denke ich darüber nach, gar nichts zu organisieren und stattdessen an jenem Wochenende auf einen Tanz-Workshop zu fahren. Tanzend in einen neuen Lebensabschnitt – würde doch passen 🙂

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Doerr Frank

Veröffentlicht von

Jahrgang 1963, Dipl.-Sozialpädagoge, ehemaliger Dozent an der FH Frankfurt, Journalist (bdfj), Autor. Veröffentlichungen von Fachbüchern und CDs in Deutschland, Tschechien und USA. Geschäftsführer einer Online-Marketing Agentur, Veranstalter der Reiki Convention und Chefredakteur von Reiki-land.de.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Lieber Frank,
    beim Lesen deines Textes musste ich schon das ein oder andere Mal schmunzeln, vor allem unter seltsame Tanzbeobachtungen. Mir geht es regelmäßig selber so… Was für Kommentare musstest du dir dann anhören?
    Tanzen bringt Bewegung auch in die Themen, die uns beschäftigen, im Innen wie im Außen… Liebe Grüße!

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